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release: jan 30, 2009 16:20PM

Kapitel 1

 

Hallo Fans...

tja, lange ist es her... und bevor alles vorbei ist, möchte ich an dieser Stelle ein paar Fragen beantworten (die sogenannten "FAQs"). Wobei "ein paar" schon ein mittlerer Witz ist, deutet sich doch eine unendlich lange Geschichte an. Nun, nehmen wir es in Angriff:
Der gute alte Roger Kirk... Nach recht dubiosen elterlichen Verhältnissen (väterlicherseits Niederlande, mütterlicherseits Deutschland) und wechselnden Nachnamen ("Kirk" ist nur die Verballhornung von "Vanderkerk") bin ich so Mitte der 60er Jahre im Rhein-Main-Gebiet gelandet (ich habe derzeit übrigens einen anderen Nachnamen, nachdem ich eine Russin geheiratet habe und die beim Würfeln um den gemeinsamen Nachnamen gewann... Schwamm drüber).
Die 60er: begeistert vom "DXen". Las da was in der HörZu über den Deutschlanddienst von Radio Afghanistan auf 15360 oder so... und wusste nix. Gar nix. Schraubte auf der Mittelwelle rum zu der angebenen Uhrzeit, weil ich 1536 kHz für 15369 hielt... so doof war man damals.
Zuhause: Friedberg, nette Kleinstadt, Augustinergymnasium. Mit der Zeit lernte ich dann den Unterschied zwischen Kurzwelle, Mittelwelle und Langwelle usw. Und hörte auf einem alten Siemens-Dampfradio, angeschlossen an die Hochantenne des Hochhauses in jenem Friedberg/Hessen rein. Erbat mir von Mami freie Nächte, wo ich dann bei Cola und Kaffee mühsam Frequenzen ablas und reinhörte...
Tja, und dann hörte ich plötzlich zwei Caroline nebeneinander auf der Mittelwelle (nachgerechnet: es war die Zeit, als Caroline North tagsüber noch auf der alten "1-9-9" war, aber abends bereits aus der "2-5-9" testete, auf der Skala eben direkt neben dem in Europa besser hörbaren Caroline South...).

Und das bedeutet: Als kleiner Pimpf schraubte ich schon am Radio und als wohl einer der wenigen Zeitzeugen habe ich noch IN ECHT Sender wie Radio Caroline North und Radio Caroline South (nebeneinander auf der Skala, 1187 South, 1169 North) sowie natürlich Radio London Big L (auf der Zwischenfrequenz 1137,5 kHz), das ständig auf der Skala wandernde Radio Scotland ("2-4-2"), Radio 270, die Testsendungen von Swinging Radio England (1322 nach Frequenztausch mit Britain Radio, was ich auch hörte), Radio 390 (vom Fort in der Themsemündung) als auch Veronica (1562 kHz vor Holland) gehört - aus den 60er Jahren habe ich den Klang von acht Offshore-Sendern noch genau im Ohr. Plus deren jeweiligen Nachfolgern - Radio 227/Dolphijn als holländischsprachige Konkurrenz zu Veronica auf der verstummten Frequenz von SRE-Swinging Radio England - und 355 als Ersatz für Britain Radio.

Blick nach vorn - der junge Roger Kirk

Was habe ich damals nicht alles gehört. Erstmals "Spicks And Specks" von den Bee Gees - und das war bei Swinging Radio England. Oder "Shutgun Wedding" von Roy C. - das war bei Caroline... Oder "Super Girl" von Graham Bonney - Platz 8 bei Big L. Graham Bonney wohnt(e) übrigens seit den Achtzigern hier ganz in der Nähe im Rhein-Main-Gebiet. Damals war er Postgehilfe oder sowas und vom Erfolg total überrascht. Er wurde dann - für Musikunwissende - deutscher (!) Schlagerstar und lieferte mit dem "Girl Mit Dem La-La-La" und den "Siebenmeilenstiefeln" doch einige Meilensteine der Schlagerära der 60er Jahre ab. HÖREN... Zu Besuch bei einer Freundin meiner Mutter in Bad Nauheim, Sommer 1966: Glasklar kam Radio London Big L auf einem kleinen Saba-Röhrenradio dort rein, an dem ich natürlich gleich herumschraubte... "Pamela, Pamela" von Wayne Fontana (der sich damals gerade solo gemacht hatte, nach Hits wie "A Groovy Kind Of Love" und seinen Mindbenders).
Oder 1967 im April: Deutschlands öffentlich-rechtliche Sender (und nur die gab es, und jeweils nur EIN Programm!): Konrad Adenauer war gestorben. 14 Tage lang wurde Trauermusik und Klassik ausgestrahlt. Überall!
Die einzige Lösung damals: AFN auf 872 kHz, die "fröhlichen vier Wellen" von Radio Luxemburg auf - am besten hörbar - Kurzwelle 6090 kHz oder gleich Radio Caroline South auf 1187 oder Big L auf 1137,5... beides auch tagsüber kein Problem und eine echte Wohltat.

Auch zur BBC, dem deutschsprachigen Service, hatte ich inzwischen als DXer Kontakt aufgenommen und pflegte einen freundlichen Briefwechsel. Die verschenkten damals an treue Hörer sogar Singles - an eine Rarität kann ich mich erinnern: "Boulevard De La Madeleine", ein leider "untergegangener" Hit der Moody Blues, circa zwei Jahre, bevor sie jeder mit ihrem "Nights In White Satin" kannte.
Und die "lokale" BBC habe ich damals auch gehört - den "light service" (das zweite Programm), was auf 200 kHz Langwelle brauchbar herein kam. Mit dem einzigen (!) Programm, mit dem die BBC damals gegen die Beliebtheit und Übermacht der Beatflotte anstinken konnte: der offiziellen britischen Hitparade sonntagnachmittags... Meine Erinnerung an diese Zeit war musikalisch "The Carnival Is Over" von den Seekers.
Zu meinen "Großtaten" in diesen Friedberger Nächten gehörte der Empfang von La Voz de la Victor aus Costa Rica auf 9615 kHz, von denen ich einen beeindruckenden Wimpel bekam. Eine Meisterleistung für so'n betagtes Dampfradio...

Die allererste QSL bekam ich allerdings von Caroline - in jener Nacht, als ich die beiden Programme nebeneinander auf der Mittelwelle hörte und ich wie elektrisiert war. Da hatte ich schon davon gehört und gelesen - und jetzt gehört. Unglaublich! Und ahnungslos, wie ich damals war, schrieb ich einen Brief an "Radio Caroline, somewhere at the British coast"... Kam an! Tage später hatte ich eine QSL-Karte mit dem Absender P.O.Box 3, Ramsey, Isle-of-Man in den Händen und wunderte mich... Isle-of-Man? Nicht Themsemündung. Dass es damals zwei Caroline gab, war mir noch nicht so ganz klar. Habe aber sehr schnell dazugelernt und die Mittelwelle ganz gezielt nach "Frequenzlücken" abgesucht - und siehe da, eine Station nach der anderen kam aus dem nächtlichen Störnebel heraus. So entdeckte ich z.B. Veronica...
Später - unvergessen morgens beim Rasieren (mitten in Frankfurt - gerade umgezogen, auf einem 10-DM-Minitransistorradio) glasklar auf 1562 dort den "Wichita Lineman" von Glen Campbell gehört. Auf der Toilette ging es nicht anders... Und nachts "Admiral" Robbie Dale in Englisch auf Veronica. Und Veronica war auch die erste (und vielleicht einzige...) Station, die damals die "schmutzigen" Songs wie "Wet Dream" von Max Romeo oder - bekannter - "Je T'aime Moi Non Plus" von Serge Gainsbourg & Jane Birkin spielte...

Leider ist alles im Laufe der Jahre verloren gegangen, aber wenn ich zurückrechne unter Berücksichtigung aller Daten und Chartnotierungen, so muss ich Mitte 1965 "so richtig" mit dem "ferne-Sender-hören" (DXing) und dabei mehr und mehr gezielt "Poppirates", angefangen haben.
Mitbekommen habe ich natürlich auch Anfang der 70er Jahre die Sendungen von RNI (Radio Northsea International), Capital Radio (inkl. dem Besuch in deren Erdgeschoss-Studios in Bussum...), Veronica 1562 und 557 kHz, der Rückkehr von Caroline 1972/1973, Radio Mi Amigo, Radio Atlantis. Schöne Zeit, viele Leute habe ich damals kennengelernt.
Mit Chef Tommy V. Shields von Radio Scotland hatte ich von 66-68 eine Brieffreundschaft. Der Macher der gezielt lokalen Popstation starb an Kummer über das Ende seines Senders und den Umstand, dass er keine Ausnahmelizenz für sein "Scotland-swinging to you on 2-4-2" bekam. Schade, im Laufe der Zeit sind seine Geschenke (ein Wimpel, eine LP mit allen Indikativen von Radio Scotland usw.) verloren gegangen. Sehr schade.
Auch die Geschenke von Radio Veronica, wo ich in den Landstudios in Bussum Norbert Jürgens (die deutsche rechte Hand) und Bul Verwej kennenlernte - einen gewissen Frank Leonhardt (Free Radio Capaign Germany) im Schlepptau... Übrigens jene beiden, die den Brandanschlag auf die Mebo 2 anzettelten, was wiederum (mit) zu dem holländischen Antipiratengesetz Herbst 1974 führte... Die Welt ist klein...

Als Minderjähriger (!) hatte ich damals wegen meines Faibles für Piratensender und Popradio plötzlich die Leitung der FRA (Free Radio Association, Rayleigh, Essex) übertragen bekommen und die mit wenigen Mitteln mehr schlecht als recht "geleitet" - Avantgarde hiess damals hochtrabend das Magazin. Versehen mit dem Sendemast der Comet von Radio Scotland (deren 2-4-2-Clan-Magazin) als Logo.

Die "Freie Radio Assoziation" - wie ich sie nannte. Nun ja, auf DIN-A4 kopierte Blätter, Schreibmaschine. Mühsam rangeschaffte Nachrichten. 1969 machte neben dem (ersten) Radio Nordsee-Projekt (MV Galaxy, Helgoland) auch ein "Channel Radio" Schlagzeilen, sollte auf 1332 kHz von einem Schiff aus senden. Entpuppte sich aber als Landpirat. Und als Landpirat machten dann "Free Radio London" und das spätere "Radio Jackie" richtig Schlagzeilen. Kann mich erinnern, dass ich in den 70ern Jackie tatsächlich nachts mehrmals auf 1322/1331 hören konnte... Jackie - für alle Unwissenden - sozusagen die Antwort auf Caroline: die Tochter von John F. Kennedy gab den Namen für den Seesender. Jackie (später: Onassis) war die Mutter... deswegen. Aha.

Und: laut meinen im Gedächtnis abgespeicherten Unterlagen war damals ein gewisser Thomas Koschwitz aus Marburg auch Mitglied der FRA - die Welt ist klein!

Was schwebte mir alles vor... von Protestmärschen "fight for free radio" bis zum eigenen Piratensender. Was dazu führte, dass ich von dem damaligen (wohl geistesverwirrten) "Chef" der österreichischen (!) Branche der FRA angezeigt wurde und bei der Polizei aussagen musste. Damals stand in meinen Polizeiakten "gilt als Spinner".

Nun, der bin ich heute noch. Selbst John Lennon besang in "Imagine" schon die "dreamer"... überaus positiv... "some say, I'm a dreamer". Als Wassermann ist man das eben. Nicht ohne Grund ist es "the dawning of the age of aquarius" (Hair, 1969). Wassermänner sind Lebenskünstler, Denker, Dichter, Träumer, aber auch Macher. Ich gebe nichts auf Astronomie und Horoskope (alles Humbug, bin recht gut informierter Astronom aus Leidenschaft... eines meiner Hobbies) - aber diese Beschreibung des Wassermanns scheint zu stimmen. Auf mich trifft sie 100%ig zu.

Zurück zu Ende der 60er / Anfang 70er : Damals war ich "nebenher" auch DJ und sehr schnell wurde mir von meinem Publikum nachgesagt, dass ich ein "angeborenes, ungeheures Gefühl für (gute) Musik und (zukünftige) Hits" hätte.
Als DJ war ich auch Mitglied der "DDO" (Deutsche Disc-Jockey Organisation) von Klaus Quirini in Aachen - jener legendären Figur, der die erste Disco in Deutschland mitgründete. Wir erinnern uns (oder auch nicht...) - erst Mitte der 60er Jahre schossen überall Lokale mit zwei Plattenspielern, Bassboxen und "meine Damen und Herren, als nächstes hören Sie eine Nummer der Beatles" moderierender Herren aus dem Boden. In Frankfurt war dies allen voran damals das "Penny Lane" und die Tanzschule Wernecke, die frühzeitig am Wochenende und sonntagnachmittags auf "Disco" umstellte. Lang ist's her.

Durch Quirini war ich auch in der engeren Wahl des ersten Radio Nordsee-Versuchs (von der Galaxy von ex-Radio London, das vor Helgoland Mitte 1969 senden sollte). Kam dann aber nicht zustande (Deutschland verabschiedete auch ein Antipiratengesetz), führte aber dazu, dass die schweizer Sendetechniker/-lieferanten Meister & Bollier dann "ihr" RNI Anfang 1970 von einem eigenen Schiff (Mebo 1, dann die Mebo 2) starteten.

Was gibt es noch alles an Erinnerungen "vor Victoria"?

Nun, unter einem ganz ganz anderen Namen war ich kurz an Bord der Mebo 2 (RNI), als diese durch Jamming gestört vor England lag (und da mal zwei Wochen lang während der Wahlen als "Radio Caroline" zu hören war). Die Versorgung von England (Canvey Island) aus! Da ich die schrecklichen deutschen Programme damals überhaupt nicht mochte ("meine Damen und Herren, Sie hören jetzt...") ich in - passablem - Englisch. Aber nur dreissig Minuten als Ersatz und mit einem vielleicht noch entsetzlicheren Programm als die deutschen DJs. Programmchef Larry Tremaine war damals schnell am "feuern" - so auch Roger "Twiggy" Day. Der tauchte nach einer Wahlkampagne pro Caroline/RNI/Conservatives nicht mehr via Canvey Island auf die Mebo 2 zurück. Andere auch nicht...

Was aber dazu führte - wieder zurück in Frankfurt - dass ich Kontakt zu Karl Grobe, Radio- und Chinaexperte der Frankfurter Rundschau bekam. Und am Tag des ersten Ablebens von RNI (24.Sept) erschien die FR mit einem "Nachruf auf einen Piratensender" - in der Nacht vorher eilends von mir geschrieben und auf der Feuilleton-Seite sieben Spalten breit und dreiviertel des Platzes... Brachte mir sowas um die 162,- DM ein, eine Menge Geld damals...

1971 nach der Rückkehr von RNI nochmals kurz, nur gibt ein anderer Roger Kirk (angeblich bereits verstorben...) da vor, an Bord gewesen zu sein. Programmlich genauso eine Katastrophe, seekrank ohne Ende. Ist nicht jedermanns Sache, von unten den Riesensendemast hinauf zu schauen, ohne kotzen zu müssen. Entsprechend das Resultat.
Was GANZ anderes waren da die Landstudios: in der Morgensendung von Klaas Vaak (Veronica) durfte ich die deutschen Hörer grüssen - da ging meine Stimme tatsächlich einwandfrei über den Äther... Muss März 1970 gewesen sein.

1971 - da war ich mal in einer geheimen Mission unterwegs, im Umfeld von RNI. Da möchte ich nichts darüber sagen... noch nicht. Es führte aber dazu, dass ich mich eigentlich auf DJ konzentrieren sollte und wollte. Durch DDO und Quirini bekam ich den Draht zu Mike Leckebusch (!), der damals in und um Münster/Coesfeld eine Diskothekenkette managte. Und es war unglaublich, die gesamte Münsteraner Altstadt war voll von Discos... Oben eine, direkt darunter eine, nebendran eine, zwei Häuser weiter noch eine... sagenhaft. In der einen lief pausenlos das Livealbum von Johnny Rivers, das damals ein echter Renner war... Und als ich nachts in das gebuchte Hotel am Marktplatz einchecken wollte, erklärte mir die (noch nette) Empfangsdame, dass sie mir ausnahmsweise und weil es so spät sei, doch noch Einlass gewähren würde. Grund: Ich hatte das blauen RNI-T-Shirt (Rudermotiv mit "Radio NorthSea" aufgedruckt) an - und noch viel schlimmer: Ich hatte schulterlange dunkelbraune Haare. Auweia. Die 68er-Revolte hatte sich im katholischen Münster noch nicht durchgesetzt.

Moderativ war ich auch schon früher on air - ein gewisser Michael Bethge aus Bad Homburg (WWDXC, Worldwide DX Club) und ein gewisser Jürgen Durst (Studio Monica) aus Frankfurt-Ginnheim machten damals ein Programm über einen griechischen Privatsender: der "PBS" - Pyrgos Broadcasting Station. Der Sender war trotz vieler anderer kleiner Sender auf der damaligen Gleichwellenfrequenz (1484 kHz) und trotz nur 1 KW Sendeleistung erstaunlicherweise nach Mitternacht in Nordeuropa zu hören, wo er wie Phönix aus der Asche aus dem Gebrummel der überbelegten Frequenz drang. Michael Bethge suchte dann die frei hörbare 1351 kHz heraus, wo die Station noch heute zu finden ist. Nach der Übernahme durch das griechische Militär wurden die Sendungen allerdings von beiden Seiten eingestellt (Hinweis zu den Frequenzangaben: damals galt ein anderes Mittelwellenraster!).

Mit Michael Bethge (auch als damals recht aktivem DXer) ist die Verbindung bis heute eigentlich nicht abgerissen - von jahrelangen Unterbrechungen mal abgesehen. Es führte zumindest dazu, dass wir als Radio Victoria die damalige (und heute immer noch...) Postfachadresse benutzten.

DXer - da war ich auch recht aktiv. Mitglied in der ADDX (zunächst...) und dem SSWCI (auch) und eifriger Hörer und Contributor von "Sweden calling DXers". Immer ehrgeizig, immer darauf bedacht, soviele Länder und Stationen zu sammeln und, und, und. Erinnere mich noch an Heinrich Kobsch (erster Vorsitzender der ADDX), der tragisch irgendwie abgetreten ist. Oder Gunther Langweige mit seiner "miramo" (dem Monitorservice der religiösen Privatfunker), der allerlei technische Sachen anbot und später (insolvent?) auf irgendeiner spanischen Insel abtauchte. Und an Wolfgang Scheunemann aus dem Dunstkreis WWDXC/Michael Bethge, der Radio Victoria damals mit seiner "wwh-weltweit hören" doch tatkräftig unterstützte.

1484 kHz - da habe ich sehr viel reingehört. Genauer gesagt auf 1480 kHz... ich war besessen, damals Radio Hauraki (den Piratensender aus Neuseeland) dort zu hören. Und glaubte, diesen auch einmal "erwischt" zu haben. Von der Geographie her unmöglich, bekam auch nur eine durchgestrichene QSL von Hauraki zurück. Führte aber (vielleicht) dazu, dass ich Pyrgos entdeckte. Hab's vergessen, was zuerst war, das Huhn oder das Ei...

Die Pyrgos Broadcasting Station: wer ahnte, dass ein gewisser Jay Jackson, damals noch "Crispian St. John" (RNI und Caroline, 2002 leider verstorben) auch Programme für Pyrgos lieferte. Die Welt ist klein.

Und in Holland lernte ich einen gewissen Gerard van Dam mit seiner FRA kennen. Frank (Leonhardt) und ich erinnern uns sicherlich noch genau, dass wir ihn zum Sozialamt gefahren haben, um mal kurz seine Stütze abzuholen. Ein echter Lebenskünstler... Laut seinen Aussagen 66-67 der "Boss" und "Drummerboy" der Caroline-Fanorganisation. Er radebrechte in schlechtem holländisch-gefärbten Englisch mit uns, aber wir verstanden uns. Glühender Caroline-Fan und unkte damals schon, dass ER Caroline zurückbringen werde. Wir glaubten es oder auch nicht...

Aber genau jener van Dam war es, der die Legende vom Caroline-Museum unter die Leute brachte und das beschlagnahmte eine Caroline-Schiff (die Mi Amigo) kaufte und in Wirklichkeit 1972 auf die hohe See brachte - um am gleichen Tag, als Veronica die Frequenz wechselte (von 1-9-2 auf 5-3-8) und RNI seinen lange "verschwiegenen" zweiten Mittelwellensender auf der verlassenen Veronica-Frequenz testete, auch zu senden - nonstop mit der Rückseite von "Caroline" von den Fortunes, dem Caroline-Indikativ der 60er Jahre ("If You Don't Know Me By Now"). Lief rauf und runter auf der alten 1187 (2-5-9) und das Schiff lag in Sichtweite von der Mebo 2 (RNI) und der Norderney (Veronica).
Jener Gerard van Dam, der dann 1978/1979 sein "Radio Delmare" vor der holländischen Küste startete und damit seinen Traum "von einem eigenen Sender" verwirklichte. Die Welt ist klein.

Fast wäre es bei Radio Victoria auch dazu gekommen, aber das ist ein anderes Kapitel.

In seinem Umfeld und dem von Tim Thomasson (von Capital Radio - dem holländischen Piratensender, nicht dem viel später sendenden Londoner Privatradio!) lernte ich damals auch Paul Harris kurz kennen (schottischer Autor von "When Pirates Ruled The Waves"). Paul kümmerte sich in der Gründungsphase um Capital Radio, lieferte den Sender von Radio 270 für das Schiff, machte das Testprogramm und, und, und - war also "führend" mit involviert. Whow.

Ich hatte Visionen... Kirk an Bord der MV King David oder vorproduzierte Programme mit mir aus dem "Studio Monica" oder, oder. Au ja! Neuer Anlauf. War plötzlich alles im Bereich des Möglichen. Wir babbelten und babbelten, über BBC Worldservice (dem Testprogramm von Capital Radio), der kleinen Wassermusik (dem Indikativ von Capital Radio) und zukünftigen Programmen. Und der Antenne - eine ähnliche hatte der Deutschlandfunk damals gut sichtbar bei Rodgau-Weiskirchen in Höhe der Autobahnraststätte Süd stehen und sendete auf 151/155 kHz.
Nun, nach dem (ersten) Verstummen von RNI kam Capital Radio in den Äther zurück und ich machte mir Hoffnungen - trotz des "easy listening"-Programms. Viel Klassik, auch C&W, war nicht so meine Kragenweite. Die Hoffnung wurde zerstört, als nur einen Monat später das Sendeschiff wieder Probleme hatte, auf Grund lief und die Antenne zusammenklappte... Die Station kehrte nie mehr in den Äther zurück.

Unvergessen ist für mich aber der Eindruck vom Pier in Scheveningen... werde ich nie vergessen: Mit bloßem Auge erkennbar, lag da die Mi Amigo (Caroline) als schwarzer Fleck im Süden, die knallbunte Mebo 2 (RNI) so ziemlich in der Mitte und als schwarz-weisser Tupfer die Norderney im Norden. Schade, dass ich kein Foto mehr habe... War so 1972-1973.

Unvergessen auch eine andere Anekdote aus 1973: Damals fuhr ich einen (beeindruckend aufgemachten) weissen Ford Taunus und damals war Sonntagsfahrverbot und Geschwindigkeitsbegrenzung (100 km/h Autobahn - heute noch...) in den Niederlanden. Kaum war ich bei Emmerich-Elten über die Grenze gefahren, sah ich schon die "Rijkspolitie" mit ihren Porsches "fangbereit" am Autobahnrand stehen. Und es war ein Samstag - der Tag, an dem sowohl Veronica als auch RNI ihre Crew wechselten und die Tender unweit des Piers in Scheveningen anlegten. Und es war bereits Mittag. Eine schreckliche Verwechslung... die nette Polizei hielt mich für einen RNI-Mitarbeiter (es kamen dauernd welche aus der Schweiz oder Deutschland mal rüber...). Grund: Auf dem guten alten Taunus war vorn und hinten ein übergrosses rotes RNI-Symbol aufgeklebt (das rote Ahornblatt mit Schiff-Antennesymbol).
Was passierte ? Die Politie hielt mich an, deutete auf mein RNI-Emblem und setzten sich wortlos vor mich... und so rasten wir - die Politie im Porsche mit Blaulicht vor mir und ich mit knappen 180 km/h verdattert hinterher - die ganze Strecke nach Scheveningen hinunter, alles überholend und wegblinkend... sagenhaft.

Selten so gelacht. Wir waren wirklich rechtzeitig im Hafen. Habe mich dann artig bedankt, die haben mir noch einen Parkplatz zugewiesen (immer ein grosser Menschenauflauf beim Eintreffen der abgelösten Crew) und, und, und. Habe mich verkrümelt... wollte eigentlich nach Vlissingen/Oostburg zu Adriaan van Landschoot (Radio Atlantis). Tja...

Noch eine Erinnerung ganz zum Schluss dieses Kapitels : Der Besuch bei Radio Geronimo Mitte 1970 - damals haben besagter Jürgen Durst (in seinem klapprigen Renault 5 - "gib Gas...!") und ich eine Fahrt nach London unternommen. War vor dem kurzen RNI-Engagement, zu dem ich später nochmal anreiste, ehrgeizig und versessen, wie ich damals eben war.
Neben einem Besuch bei der damailigen "Free Radio Campaign" (die letztendlich glaubhaftere Freies-Radio-Bewegung, die FRA wollte eigentlich nur ihre Shirts & Badges verkaufen...) stand auch Geronimo "Europe's only progressive and legal musicstation" auf dem Programm.
FRC : Dort verbrachten wir eine nette Zeit mit dem Bekleben von RNI-Stickern. Da RNI damals dauernd seine Mittelwellenfrequenz änderte (1241 -1386 -1376 -1395 usw. usw.), wurde schon gewitzelt, den Bereich mit der Frequenz auf dem Sticker einfach freizuhalten.

Und "Geronimo" war 1970 - neben Capital,Veronica und RNI - sozusagen der vierte Pirat. Der mit angemieteter Sendezeit und viel Hippie- und Rockmusik nachts nach Mitternacht auf "2-0-5" über Radio Monte Carlo hereinkam. Aber eben legal und mit vorproduzierten Programmen.
Ein Besuch stand an - war ein Haus mitten im Zentrum von London. Ging über einen Hintereingang einige Stockwerke und eine wacklige Holztreppe hoch. Und dann standen wir im "Studio" - Kissen, Plüsch, überall waberten Joints... Werden wir nicht vergessen. Auch hier: Die Welt ist klein. Einige der Mannen dort haben später bei Caroline abends Programm unter dem Namen "Radio Seagull" gemacht - Barry Everitt zum Beispiel. Für alle, die es nicht wissen: In der zweiten Caroline-Phase ab 1972/73 gab es einige Monate, in der der Name "Caroline" nicht mehr auftauchte. Sondern aufgrund der neuen Ausrichtung als "LP- & Rockstation" unter dem Namen "Radio Seagull" gesendet wurde. Die heutige holländische Station gleichen Namens zollt diesem kurzen Radioevent mit (meiner Meinung) sehr guter Musik Tribut. Reinhören lohnt sich.

Das war alles Nennenswerte bis so circa Ende 1973.

Tot ziens

Roger Kirk


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